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Hamburger Abendblatt - Abstecher in andere Klangwelten

Ein wenig Abenteuerlust gehört schon dazu, abends um zehn in den unbeleuchteten Hofeingang vom Valentinskamp 34a einzubiegen. Erlebnisorientierte Konzertgänger, die auf dem Weg zur Laeiszhalle bisher immer schnurstracks am Gängeviertel vorbeigelaufen sind, haben nun die Möglichkeit, mal einen Abstecher in eine andere Welt zu machen. Mit acht Konzerten ist das Off-Festival "blurred edges" in Hamburgs neuem Szeneviertel vertreten. Eintritt wurde beim Konzert der beiden Improvisationsmusiker Richard Scott und Gustavo Aguiar am Donnerstag nicht verlangt. Auch das Bier gab's gegen eine Spende. Und an der Rückwand von Hamburgs jüngstem Konzertsaal in der Fabrik im Gängeviertel prasselte gar ein echter Holzofen. Veranstalter Nikolaus Gerszewski hatte den Ort nach eigenen Angaben gewählt, weil der Laden im Moment brummt. Er hatte sich nicht verrechnet. Gut 50 meist studentische Hörer lauschten der Begegnung von elektronischer Hightech mit allen erdenklichen Schlagwerk-tauglichen Instrumenten und Alltagsgegenständen. Wie ein Schamane auf einem Knochenpfeifchen spielend, summend und mit zwei Rasseln in der Hand stieg Aguilar in die Session ein. Im Laufe des Abends entpuppte er sich als hervorragender Perkussionist, der eine Snaredrum in ein Blasinstrument und eine Gitarre in ein Drumset verwandeln konnte. Sein Kollege Scott an den Reglern ließ dazu virtuelle Stukas abstürzen, legte Klangteppiche aus oder generierte rhythmische Impulse. So gut funktionierte das Geben und Nehmen zwischen dem Soundbastler am Synthesizer und dem Mann mit dem Marmeladenglas, dass man den Ausfall des "Stargastes" leicht verschmerzen konnte. Das angekündigte Hightech-Instrument "Buchla lightning", eine über Lichtsignale angesteuerte, elektronische "Ätherharfe", war nicht verfügbar. Weiter geht es mit "blurred edges" im Gängeviertel am 8. Mai. Dann spielen mit Fuo und Halma um 19 Uhr zuerst zwei Hamburger Post-Rock-Formationen. Um 21 Uhr gehört die Bühne in der Druckerei drei Urgesteinen der Hamburger freien Improvisationsszene: Robert Klammer, Gunnar Lettow und Lars Scherzberg, kurz KLS. Sie spielen mit dem Bremer E-Gitarristen Hainer Wörmann. Am 11. Mai stellen Studierende des Studienganges Multimediale Komposition in der Fabrik visuelle Medienkunst zwischen Konzert und Performance vor. Mit dabei ist u. a. der Multimedia-Komponist Alexander Schubert. (ist) Hamburger Abendblatt, 7. Mai 2010

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